Gedanken zur Freundschaft 

Vor einigen Monaten mal zum Thema geschrieben.

“Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!”. Antoine de Saint-Exupéry.

Freundschaften verändern sich im Laufe des Lebens. Mit Job, Partner, Kindern und generell mit dem Umfeld. 

Früher als Kind hatte ich viele Freunde. Und vorallem viele beste Freunde.

Als Kind und Teenie hat man schnell neue Kontakte aufgebaut. Im Alter ist es schwieriger. Vielleicht weil man wählerischer wird? Man hat einen Teil es Lebens hinter sich gebracht. Man hat Erfahrungen gesammelt. Das Leben und das eigene Sein haben sich gefestigt, und ein neuer Freund muss da ‚hinein passen‘.

“Ein Freund ist eine zweite Hälfte zu einem selbst” Aristoteles

Man sagt immer, gute Freunde müssen sich nicht jeden Tag sehen oder sprechen, um das Band der Freundschaft zu halten. Da stimme ich zu. 

Aber hin und wieder muss man eine Freundschaft auch pflegen. Am besten persönlich. Von Angesicht zu Angesicht.

Es gibt sicherlich Menschen, die Freunde werden und sich ein Ganzes Leben begleiten. Aber es gibt auch Freundschaften die nur einen Lebensabschnitt überdauern. In der Schule knüpft man Freundschaften, man begleitet sich tagein tagaus. Feiert gemeinsame schulische Erfolge, wie gute Noten, Turniere. Fast jeder kennt das sicher, dass man sich am Ende der Grundschule, weiterführenden Schule schwört den Kontakt zu halten. Bei vielen geht dieses Versprechen in den 6 Wochen Sommerferien verloren. Dann beginnt der Ernst des Lebens. Man beginnt eine Ausbildung oder Studium. Lernt neue Menschen kennen, schließt neue Freundschaften, mit denen man wieder eine Gemeinsamkeit teilt. Der Grösstteil zerbricht auch, trotz aller Versprechungen, wenn das Studium endet, man nach der absolvierten Ausbildung nicht im gleichen Betrieb übernommen wird. Irgendwann fehlt der gemeinsame Alltag. Die gemeinsamen Themen, die einen früher verbunden haben.

Ich bin früh Mutter geworden, und alleine dadurch sind viele Freundschaften zerbrochen. Man lebte unterschiedliche Leben. Viele meiner damaligen Freunde lebten weiter wie zuvor. Sie gingen auf Partys, während ich mich auf mein Baby vorbereitete. Ich glaubte daran, das all diese Menschen mit denen ich vorher viele Jahre intensiv verbracht habe, auch nach der Geburt meines ersten Kindes da wären. Und wir trafen uns auch noch einige Male. Aber es war anders. Wenn sie über Arbeitskollegen redeten oder über lustige Situationen im Job oder Party berichten, konnte ich nicht mitreden. 

Mein Leben drehte sich um mein Baby. So lernte ich neue Menschen kennen. Mütter und Familien. Das Leben davor, war nun ein Abschnitt der hinter mir lag, plus einigen Freundschaften. Einige ehemalige gute Freunde sind heute noch auf meinen Freundesliste im Internet. Ich verfolge ihren Werdegang. Ich nehme weiter Anteil.

Aber manchmal bekomme ich das Gefühl das Freundschaften über die vielen Socialnetworks oberflächlich sind. Schnell hat man, mal eben so nebenbei einen neuen Kontakt hinzugefügt. Schnell drückt man auf den Button ‚gefällt mir‘, um einen Status zu ‚bewerten‘.
Auf der anderen Seite hätte man in einem Leben mit Job und Familie kaum Zeit alle Kontakte ausreichend zu pflegen, und da bietet das Internet ne tolle Möglichkeit. 

Tatsächlich liegt gerade in der Möglichkeit, mal unverbindlich und schnell, mal intensiv und direkt zu kommunizieren, ein großer Gewinn. Gerade mir als Mutter von drei Kindern, bleibt eh viel zu wenig Zeit. Und wenn die Kleinen im Bett sind, bleibt nicht mehr die Zeit mit Freunden tanzen zu gehen oder ins Kino. Auf dem Sofa, im Bett kurz vorm schlafen, bleibt etwas Zeit ein paar Zeilen, Fotos und Neuigkeiten online auszutauschen.

Auch wenn ich diese Möglichkeit sehr schätze, brauche ich ganz persönlich für eine tiefe Freundschaft mehr. Solche Freundschaft empfindet man meist im echten Leben nur für eine Handvoll Menschen. Und diese entsteht aus miteinander verbrachter Zeit, gewachsener Loyalität und Ehrlichkeit. Aus Liebe, regelmäßigem Austausch, geteilter Freude und gemeinsamem Frust.

Über Facebook kann man schnell einen Kontakt löschen oder gar sperren, um somit eine Freundschaft zu beenden. Im echten Leben bin ich eher jemand, der nochmal redet, repariert was kaputt ist, die abwartet und Chancen gibt. Aber genau das hat sich scheinbar leider geändert. Warum verstehe ich nicht. 

Ich hatte bis vor kurzem einen sehr, sehr guten Freund. Durch das Wegziehen aus meiner Heimatstadt, hat sich auch unser Kontakt verändert! Wir waren vorher sehr innig. Beste Freunde. Wie wir damals sagten, Seelenverwandte.

Zu Beginn unserer Freundschaft sahen wir uns fast täglich. Wir teilen viel Freud und Leid miteinander. Überstanden einige turbulente Zeiten. Und auch nach meinem Umzug in eine andere Stadt, in ein anderes Bundesland, verloren wir uns nicht aus den Augen. Jahre lang schrieben wir uns immer mal wieder. Mal über Wochen täglich. Dann nur alle paar Monate. In größeren Abständen telefonierten wir. Mein Leben war bunt voller Kinder in Alltag und seines war das komplette Gegenteil. Genauso bunt, nur ohne Kinder. Wir lebten komplett verschieden. Aber wir verstanden uns. Anfangs. Für mich war er all die Jahre mein bester Freund. Vielleicht auch weil ich es einfach so wollte. Als er dann nicht zur meiner Hochzeit kam, traf mich das sehr. Keine Karte, kein Anruf, keine wirkliche Gratulation, und gerade da hätte ich mir mehr persönliches gewünscht, von meinem besten Freund. Das bedrückte mich sehr. Und ich sah ein, dass sich die Freundschaft über die 15 Jahre verändert hat. Und man einfach mehr miteinander verbringen hätte müssen. Vielleicht hat auch am Ende die ausgesprochene Ehrlichkeit dazu geführt das man kurzerhand als Kontakt gelöscht wurde. Innerhalb weniger Sekunden war man wie ausradiert. Man klickt auf “Freundschaft beenden” und das Profil eines damaligen Freundes verschwindet aus dem Sichtfeld.

Komplett einseitig.

Vielleicht war es doch nicht so eng, wie ich es empfand. Oder endete mein Lebensabschnitt mit dieser Person an der Stelle?

Ich glaub unterbewusst hört man nie auf nach wahren Freunden zu suchen.

Wahre Freunden, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Die kommen und da sind, ohne das man sie gebeten hat zu kommen. Freunde die von alleine handeln und einen unterstützen. Die ehrlich zu einem sind. Die einem die Meinung sagen, egal wie unangenehm es sich im ersten Moment anfühlt.
Ich würde für wahre Freunde einiges tun, weil sie, wie eine zweite Familie sind. Es ist nur nicht immer leicht das Passende zu finden.

 “Denn keiner möchte ohne Freunde leben, auch wenn er alle übrigen Güter besäße” Aristoteles. 

 

Ich schätze die Freunde, die momentan mein Leben begleiten, sehr! Ich bin dankbar für ihre Freundschaft, für ihre Anteilnahme an meinem Leben, an ihrer Bereitschaft mir zu helfen, wenn ich mal Hilfe brauche, aber vorallem danke ich ihnen auch für jeden Moment, wo ich mit ihnen lachen kann. Und ich versuche ihnen auch ein guter Freund zu sein.

Es gibt einige Menschen, zu denen der Kontakt ganz abriss, zu anderen nur sporadisch Kontakt existiert. Aber trotzallem haben einige immer noch einen festen Platz in meinem Herzen!!   

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade von familieberlin – generell ein sehr empfehlenswerter Blog.
Und meine erste Teilnahme an solcher Parade. Aber ne sehr lustige, interessante Sache.

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